Now, that's cool.


1. Das grimmige Miz-Mädchen
Freude, tiefe innere Freude, ist eines der ehrlichsten Hochgefühle – einfach weil es neben echter Trauer eines der wenigen Gefühle ist, die sich schwer verbergen lassen. Umso respektabler ist es, wenn Menschen, gerade jene in der Öffentlichkeit, den Mumm haben, ihren Gefühlen vor einem Millionenpublikum freien Lauf zu lassen. Klar, ist Traurigkeit nicht cool. Die kleinen Kinder, die weinten, weil John Cena jüngst gegen Wade Barrett verlor und damit Nexus-Mitglied wurde, Mann, ja, die taten mir Leid. Bin ja auch kein Eisklotz. Doch dann ist da diese neue Ikone – dieses kleine tapfere Mädchen, dass ehrliche Hochgefühle wie bspw. die Trauer längst hinter sich gelassen hat. Die sich mit solch plumpen Emotionen längst nicht mehr beschäftigt. Dieses Mädchen trauerte nicht, als The Miz WWE Champion wurde, dieses Mädchen hasste. Sie schoss Blitze. Blitze mit gemeinen Widerhaken. Auf denen Wespen reiten. Die Tollwut haben. Ihre Augen sagten ein bestimmtes „Doofmann“ und das in dieser Eindeutigkeit in einem so überraschenden und plötzlichen Moment auf den Punkt zu bringen – heilige Kuh! Das ist cool.

 

2. Shad Gaspard
„It’s my time!“ – ha! Wohl eher nicht, mein Freund. Zunächst verstand ich Shad’s neues Gimmick als Wandlung des netten Gangsters mit Dreads zu einem bösen Gangster mit Glatze. Und anderer Hose. Und anderer Musik. In Wirklichkeit war es aber wohl das Gimmick des Tagträumers, der öffentlich davon berichtete, dass nun <atmosphärischer Hall an> seine Zeit! <atmosphärischer Hall aus> gekommen sei. Obwohl – er hat ja nie gesagt, wofür, oder? Also was diese neue, seine, Zeit bedeuten sollte, oder? Ist ja noch gar nicht lange her, dass man ihm nicht mal nen Royal Rumble Auftritt zutraute – jetzt plötzlich sollte eine Singles-Push kommen? Sogar mit PPV-Gimmick-Match? Sah mal echt nach seiner Zeit aus – dann JTG, naja, mal wirklich. JTG… nee. Umso überraschender war dann ja Shad’s Niederlage gegen seinen Ex-Partner. Noch überraschender war dann, dass es damit erledigt war. Also aus. Nix mehr. Shad war einfach weg. Und dann wurde alles klar. Wir haben das alles mal wieder falsch verstanden, wir waren „too simple to understand“, fragt mal Wade Barrett. Shad Gaspard, die coole Sau, meinte „It’s my time“ – eben. Es war seine Zeit. Seine Zeit zu gehen. Time to say goodbye. Tja, gehen. Das hat er jetzt gemacht. Wie angekündigt. Mit Ansage.

 

3. John Morrison
Au hauerha. Das muss jetzt schon doof für Morrison sein. Über Jahre verbringt World Wrestling Entertainment damit, uns Morrison als DEN kommenden Übertypen zu verkaufen. ECW-Titelgewinn, neues Gimmick. Dann das tolle Team mit The Miz, der natürlich nie mehr als ein Sidekick DES kommenden Übertypen John Morrison war. Des John Morrison, der sich epische Schlachten mit späteren World Champions wie Jeff Hardy oder CM Punk lieferte. Der immer unmittelbar vor dem großen Durchbruch zum Main Eventer zu stehen schien. Hätte ihn dieser Miz doch bloß nicht dauernd gebremst. Aber dann ja endlich der Split. Puh, endlich konnte DER kommende Übertyp single durchstarten, turnte Face, gewann Midcard-Titel, atmete Main Event Luft. Es knisterte, so richtig. Weil klar, er war ja nun mal eben DER kommende Übertyp. Und nu? The Miz, dieser Sidekick, dieser Bremsklotz des großen John Morrison, der ist plötzlich WWE Champion. Und Morrison? Der steht immer noch an der Haltestelle mit seinem Ticket. Doch der Bus ist voll. Denn drin sitzt The Miz und winkt hinaus. Naja, als Entschädigung durfte Johnny Cool locker weg mit Sheamus einen ehemaligen World Champ besiegen. Ob das Trost ist? Wohl kaum, es war dann doch eher John Morrison, der ein kleines Mädchen dafür bezahlte, grimmig in die Kamera zu schauen, wenn der blöde Onkel Miz zum Champion wird. Eine gute Investition, wie ich finde.

 

4. NXT Season 3 Girls
Erst stand hier der Name von Kaitlyn, dann der von Aksana. Dann allerdings fand ich Jamie Keys viel cooler und Aloisia ja sowieso, aber die durfte beim letzten Mal ja schon. Also, kurz und knapp: eigentlich sind die Mädels doch alle cool, auf ihre Art und Weise. Jamie zum Beispiel. Hat nen festen Job als Announcerin und nimmt dennoch an NXT3 als Wrestlerin teil. Fällt ausschließlich dadurch auf, dass sie kein bisschen auffällt, fliegt aus der Show und wo sie grad am Fliegen war, flog sie gleich weiter aus der Company hinaus. Maxine hat es trotz mehrwöchiger Anwesenheit geschafft, noch weniger Eindruck zu hinterlassen als Lucky Cannon, Aksana – hat zumindest den Million Dollar Title – sonst aber auch nix. Außer nen Ehemann. AJ ist der talentierteste Neuzugang der letzten Jahre, bekommt dafür eines der bescheuertsten Gimmicks, gewinnt im Halbfinale Challenge und Match und fliegt trotzdem raus. Naomi,… egal, Kaitlyn auf jeden Fall ist wohl mit Abstand die untalentierteste Diva, wurde erst kurzfristig nach Aloisias Abgang in die Show geschrieben und, BÄNG, steht im Finale. Die sind einfach alle cool. Is’ so. Deshalb schreie ich, nein, ich verlange, ich bestehe darauf, dass alle sechs Mädels, oder wenigstens fünf und eine Jamie-Puppe am Ende des Finales zur Reservoir-Dogs-Musik in Zeitlupe in schwarzen Anzügen durch einen leisen Windzug auf dem Bürgersteig einer Seitenstraße schreiten.

 

5. Tyler Reks
So nen etwas missratenen ersten Facerun, da mussten ja schon einige durch. Ist ja auch schwierig, kann man ja keinem nen Vorwurf machen. Das Gimmick des gutgelaunten Surfers ist jetzt vielleicht auch nicht das, worin man jetzt sooo das unbedingt größte Potenzial drin sehen muss. Umso konsequenter, und das gilt gelobt, war es dann ja, Tyler Reks nach dem Ende der ECW erstmal aus den Köpfen der Fans zu nehmen und… ja,… sich einen Bart wachsen zu lassen. Das hat er dann aber auch recht gut gemacht und durfte Monate später – mit Bart! – als böser Heel direkt mal gegen Kaval gewinnen. Und gleich ab in’s Bragging Rights Team, Alter, wenn das mal nicht nen Push war. Dort wurde er als große Unbekannte gehandelt, genau wie ein paar Wochen später bei der Survivor Series. Stimmte auch wohl, das mit der Unbekannten. Folgt man den Reaktionen der Fans, dann scheint mir das echt so, als sehen die Fans bei jedem Auftritt von Tyler Reks’ auf’s Neue einen Unbekannten in ihm. „Hö? Wer is denn der Typ“ – und das Woche für Woche. Weil Reks nämlich so cool ist, absolut nichts zu machen. Der macht einfach nichts. Hat Beef mit keinem, hat keine Freunde. Redet auch nicht, bezieht keine Stellung. Ist immer nur Mitglied von diesen Teams und scheidet da relativ fix aus. Ist ja irgendwo auch ein interessantes Konzept.

Zu erwähnen wären:
6. Vince McMahon
für seinen Freddy-Kruger-Auftritt als Nightmare-Stalker seiner Tochter. Selbstironie on a new level.
7. Jerry „The King“ Lawler für die wissenswerte Information bei The Miz’ MitB-Cashin, dass dieser den Koffer bereits seit WrestleMania mit sich herumschleppe.
8. Team Lay-Cool, weil sie gegen Mae Young verloren haben. Wooordless.
9. Randy Orton, für seinen Beinahe-Stunt bei der Survivor Series, bei dem er fast gegen das große Papp-V auf der Eingangsrampe gerannt wäre.
10. Matt Hardy für seinen abgefahrenen Abgang.

29.11.2010